Dr. Eberhard Straub

Kaiser Wilhelm II. in der Politik seiner Zeit

Die Erfindung des Reiches aus dem Geist der Moderne

Landt-Verlag 2008 370 Seiten 18 €

Kaum ein anderer Herrscher der Neuzeit ist in einem so verheerenden Ausmaß Opfer oberflächlicher „Journalisierung“ (Ernst Jünger) geworden wie Kaiser
Wilhelm II. Der Fehl- und Vorurteile sind Legion, und es ist überfällig, Wilhelm II. aus seiner Zeit heraus zu verstehen.
Der Historiker Eberhard Straub, ein hervorragender Kenner der Belle Epoque, erinnert an die vergessenen innenpolitischen Leistungen des letzten deutschen Kaisers.

Stimmen zum Buch

Heimo Schwilk: „Straub ist eine packende, essayistisch elegant formulierende Darstellung gelungen, die sich ihrem Gegenstand mit bewundernswertem Einfühlungsvermögen nähert.
Er beschreibt Wilhelm II. als unbedingten Modernisten, der sein Land in Wissenschaft und Forschung entscheidend vorangebracht, Bismarcks Staatsstreichpläne durchkreuzt und die Rechte der Arbeiter gestärkt hatte.“
(Welt am Sonntag, 12.10.2008)

Tilman Krause: „Endlich ein Werk, das Wilhelm im Kontext seiner Epoche zeichnet, die zu Recht nach ihm die wilhelminische genannt wird – eine der wenigen Glanzzeiten der deutschen Geschichte.“
(Die Welt, 11.10.2008)

Ronald Düker: „Schon das Äußere des Buches zeigt den revisionistischen Impetus des Autors: weißer Umschlag, schwarze und rote Lettern, schwarz und rot auch die beiden Lesebändchen – dieses Buch zeigt Flagge, schon bevor der Leser es aufschlägt. Auch argumentativ stellt sich Straub ganz in den Dienst seiner Majestät. Unter Seitenhieben auf die ergrauten Revolutionäre von 1848, die sich – ganz wie heute die 68er – nach ihrem 'langen Marsch durch die Institutionen' für unersetzliche 'Gründungsheroen' eines freiheitlichen Deutschland gehalten hätten, portraitiert er den Kaiser als die wahre Integrationsfigur des jungen Reiches.“
(Literaturen, Nr. 1/2 2009, S. 64)

Historiker Michael Stürmer: „Schlank und rank […] ist die Wilhelm II.-Biografie, die der Historiker und Journalist Eberhard Straub verfasste, ausgezeichnet durch Sinn für Ironie, Scherz, Satire und tiefere Bedeutung. Seinem Buch kann man das Wesentliche [über Wilhelm II.] entnehmen.“
(Die Welt, 27.09.2008)

Ehrhardt Bödecker, Leiter des Preußen-Museums in Wustrau: „Das beste Buch, das ich in den letzten Jahren zum Thema 'Wilhelminismus' gelesen habe!“

Leseprobe

Eberhard Straub zum Vorwurf, Kaiser Wilhelm II. habe ein zu eigenständiges, das sogenannte „Persönliche Regiment“ geführt:

„Der Versuch begabter Könige, im Rahmen der Verfassung ein persönliches Regiment zu führen, war nichts Außergewöhnliches. Trotzdem wird eine solche Absicht nur Kaiser Wilhelm II. als schockierende und höchst beunruhigende Bemühung vorgeworfen. Eine persönliche Monarchie, heißt es oft – Kann es überhaupt eine unpersönliche geben? –, habe die Parlamentarisierung und Demokratisierung in Deutschland gehemmt. Sie habe der Modernisierung und dem Fortschritt im Wege gestanden. Insofern habe sie sich nur verhängnisvoll auswirken können als Übergang von Bismarck zu Hitler.

Doch jede Epoche ist erst einmal eine Welt für sich und nicht nur Nachhall früherer Zeiten oder Übergang in eine ihr noch unbekannte Zukunft. Das Dilemma Wilhelms II. bestand darin, als preußischer König unbestritten über monarchische Vorrechte zu verfügen – etwa ein Veto einlegen zu dürfen bei Gesetzen, die er für schädlich hielt –, als Deutscher Kaiser aber nur eine 'Unterschreibungsmaschine' zu sein. Was der Reichskanzler in Übereinstimmung mit dem Bundesrat als Kammer der Fürsten und dem Reichstag durchsetzte, dem mußte er sich fügen. Zwar hatte er über den preußischen Außenminister, den er ernannte, und der die preußischen Voten im Bundesrat erläuterte, Einfluß auf dessen Entscheidungen. Ein Einspruch aber stand ihm nicht zu, da er als König von Preußen selbst Mitglied des Bundesrates war und sich also den Abstimmungsergebnissen fügen mußte.“  (S. 156)