Prof. Wolfgang König

Wilhelm II. und die Moderne

Der Kaiser und die technisch-industrielle Welt

Schöningh-Verlag 2007 329 Seiten 34,90 €

Wilhelm II. und die Moderne

Der Berliner Professor für Technikgeschichte Wolfgang König, Jahrgang 1949, widmet sich in seinem jüngsten Buch der überragenden Bedeutung des letzten deutschen Kaisers für die Moderne.

Wilhelm II. nutzte nicht nur mit großer Geschicklichkeit die neuen Medien der Kinematographie und Photographie, um die integrative Rolle der Hohenzollern-Dynastie zeitgemäß zu inszenieren, sondern er entwickelte auch ein starkes Interesse an bahnbrechenden Neuerungen aller Wissenschaftsbereiche: Elektrizität, Funktechnik, Flugzeuge, Automobile, Schiffahrt und ähnliche Innovationen der damaligen Zeit erweckten sein lebhaftes Interesse. Der Kaiser erwies sich unter allen anderen europäischen Regenten des „nervösen“ Zeitalters als der am meisten dem Fortschritt und der Forschung aufgeschlossene Herrscher seiner Zeit.

Das Buch ist eine Premiere insofern, als eine derart umfassende und ebenso kompakte Studie zu diesem Thema auf dem deutschen Markt bisher fehlte. Dem Autor gelingt es, die kaiserlichen Initiativen und politisch-gesellschaftlichen Wirkungen der kaiserlichen Politik sachlich, anschaulich und in wohlstrukturierter Weise darzustellen.

Dabei mag den unbefangene Leser der seltsame Widerspruch zwischen den kenntnisreich geschilderten Inhalten der technisch-industriellen Weitblicks des Kaisers einerseits und dessen anschließenden Bewertung am Ende der Lektüre eines Kapitels verstören.

Fast scheint es, als wolle König zwar hier und da das ein oder andere Negativurteil über den Kaiser revidieren, doch möchte er auf keinen Fall das tradierte Zerrbild vom planlosen und inkompetenten Kaiser zu sehr in Frage stellen. Dies wird besonders deutlich, wenn König sich an einer abschließenden historischen Einordnung der Person Wilhelms II. versucht: Hier will sich ein deutscher Professor keinesfalls zu sehr aus der Deckung wagen und die Extrempositionen des John Röhl grundsätzlich in Frage stellen, obwohl die Faktenlage es eigentlich konsequenterweise erfordern würde.
König möchte leider unbedingt den vorgegebenen Denkschemata der Zunft entsprechen.

Fazit

Der geneigte Leser wird über diese peinlichen Selbstrechtfertigungen großzügig hinweglesen und sich an der ansonsten tadellosen Analyse modernster wilhelminischer Forschungs- und Technikpolitik begeistern.